Digitale Kompetenzen für Lehrer:innen in der Grundschule

Profilbild der Zukunft Digitale Schule Praktikantin Janine Oehler
Janine Oehler
03.04.2023

Die Digitalisierung in Schulen beginnt nicht erst in der fünften Klasse. Um bereits in der Grundschule die richtige Basis für einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien zu lernen, brauchen Lehrer:innen gute digitale Kompetenzen. 

Vom Einsatz digitaler Medien im Unterricht bis hin zur Verwaltung von Schuldaten: Digitale Werkzeuge gehören mittlerweile zum Standard in vielen Schulen. Um diese Werkzeuge sinnvoll und effektiv einsetzen zu können, sind digitale Kompetenzen unerlässlich. Außerdem können Schüler:innen nur dann den kompetenten und kritischen Umgang mit digitalen Medien erlernen, wenn auch ihre Lehrkräfte die nötigen Kenntnisse besitzen.

Welche Rolle spielen digitale Kompetenzen für Lehrer:innen?

Digitale Kompetenzen sind die Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse, die notwendig sind, um digitale Medien und Tools sicher und effektiv nutzen zu können. Da die ersten Berührungspunkte mit diesen Technologien mittlerweile immer früher stattfinden (durch Spielen an Handys und Tablet, Anschauen von Online-Videos, Chatten mit Familie und Freund:innen, uvm.) ist es essentiell,  dass Schüler:innen bereits in der Grundschule einen gesunden Umgang mit diesen Werkzeugen lernen. Wer sich also noch davor scheut, junge Schüler:innen zu früh mit digitalen Medien in Kontakt zu bringen, sollte sich bewusst machen, dass es nicht darum geht, einen Überkonsum zu fördern, sondern dem unkritischen und unsicheren Konsum dieser Medien vorzubeugen. 

Darüber hinaus können digitale Kompetenzen auch dazu beitragen, den Unterricht ansprechender und interaktiver zu gestalten. Durch den Einsatz digitaler Technologien können Lehrerinnen und Lehrer ihre Schülerinnen und Schüler besser motivieren und engagieren. Dies kann dazu beitragen, den Lernprozess zu beschleunigen und die Lernergebnisse zu verbessern.

Welche Kompetenzen brauchen Lehrer:innen im Zeitalter der Digitalisierung?

Auch wenn der Umgang mit digitalen Medien noch nicht in allen Bildungsplänen der Länder Einzug erhalten hat, sollten Lehrer:innen doch gute Fachkompetenzen im Repertoire haben, um mit Fragen und eventuell bereits vorhandenen Wissen ihrer Schüler:innen richtig umgehen zu können. Außerdem sollten Lehrkräfte mit den digitalen Werkzeugen, die die jeweiligen Schulen zur Verfügung stellen, vertraut sein, um einen geregelten Ablauf ohne Unterbrechungen des Unterrichts zu ermöglichen.

Das Kompetenzstufenmodell zur Digitalisierung in Schulen der Kultusministerkonferenz

Um einen Überblick der nötigen digitalen Kompetenzen für Lehrer:innen zu bekommen lohnt sich ein Blick in das Kompetenzstufenmodell in der digitalen Welt, das 2016 von der Kultusministerkonferenz (KMK) veröffentlicht wurde und sechs Kompetenzstufen beschreibt: Suchen und Verarbeiten, Kommunizieren und Kooperieren, Produzieren und Präsentieren, Schützen und sicher Agieren, Problemlösen und Handeln und Analysieren und Reflektieren.

Aus diesem Modell lässt sich ableiten, dass Lehrkräfte in der Lage sein sollten mithilfe digitaler Technologien eine gute Recherche zu betreiben und die Qualität von Informationen richtig bewerten zu können, sich mit Kommunikationstools auskennen, die Möglichkeiten von Produktion, Bearbeitung und Veröffentlichung von Inhalten kennen, Grundkenntnisse zum Thema Datenschutz und dem gesunden Umgang mit digitalen Medien haben, technische Probleme erkennen und erste Lösungsansätze finden können und Medien kritisch analysieren und bewerten können.

DigCompEdu – der Rahmen für die Digitale Kompetenz von Lehrenden der europäischen Kommission: 

Eine weitere Empfehlung bietet der „Europäische Rahmen für die Digitale Kompetenz von Lehrenden“, auch  „DigCompEdu“ genannt. Dieser stellt einen allgemeinen Bezugsrahmen dar, um Lehrkräfte beim Einsatz von digitalen Medien im Unterricht und der Verbesserung der eigenen Kompetenzen zu unterstützen. Eingeteilt ist der Kompetenzrahmen in sechs Kompetenzbereiche und beschreibt insgesamt 22 Kompetenzen: 

Berufliche Kompetenzen von Lehrer:innen zu Zeiten der Digitalisierung von Schulen grafisch durch DigCompEdu dargestellt
  • Bereich 1 „Berufliches Engagement“ beschreibt die Kompetenz der beruflichen Kommunikation, berufliche Zusammenarbeit, reflektierte Praxis und digitale Weiterbildung.
  • Bereich 2 „Digitale Ressourcen“ umfasst die Kompetenzen zum Auswählen, Erstellen und Anpassen sowie zum Organisieren, Schützen und Teilen digitaler Ressourcen.
  • Bereich 3 „Lehren und Lernen“ beschreibt Kompetenzen zur Nutzung digitaler Medien zum Lehren, bei der Lernbegleitung, für kollaborative Lernstrategien und zum selbstgesteuerten Lernen.
  •  Bereich 4 „Evaluation“ umfasst die nötigen Kenntnisse, um mit digitalen Medien den Lernstand zu erheben, Lern-Evidenzen zu analysieren und Feedback und Planung durch die zur Verfügung stehenden digitalen Informationen gezielter durchzuführen.
  • Bereich 5 “Lernerorientierung” bedeutet das Gewährleisten für alle Lernenden einen Zugang zu digitalen Medien und Lernaktivitäten, Differenzierung und Individualisierung der Schüler:innen mit einzubinden und die aktive Einbindung der Lernenden durch die Nutzung von digitalen Medien.
  • Bereich 6 “Förderung der Digitalen Kompetenz der Lernenden” beschreibt die Kompetenzen, die den Schüler:innen vermittelt werden sollten und daher auch für Lehrkräfte essentiell sind: Informations- und Medienkompetenz, digitale Kommunikation und Zusammenarbeit, Erstellung digitaler Inhalte,verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Medien und digitales Problemlösen.

Was können Lehrkräfte tun, um sich die nötigen Kompetenzen aneignen zu können und weiter auszubauen?

Während die Digitalisierung in Schulen ihren Lauf nimmt, kommen digitale Kompetenzen in der Ausbildung von Lehrkräften leider oft zu kurz. Hinzu kommt natürlich die Schwierigkeit, dass digitale Medien in einem ständigen Wandel stehen und neue Technologien, Plattformen und Werkzeuge auftauchen, um alte abzulösen. Doch keine Sorge: Wenn einmal ein gewisses Grundverständnis aufgebaut ist, so lassen sich die vorhandenen Kenntnisse oft auch auf neue Medien anwenden.

Um diese Grundkenntnisse zu erlernen oder bereit vorhandene digitale Kompetenzen aufzufrischen, empfiehlt sich für Lehrer:innen daher die Teilnahme an entsprechenden Fortbildungen. Gerade zu Themen der Digitalisierung finden sich zahlreiche Kurse, Seminare und Weiterbildungen sowohl online als auch Präsenztermine.

Auch auf der ZDS-Plattform finden sich verschiedene Online-Fortbildungen, die Lehrer:innen digitale Kompetenzen näherbringen. Von Videoschnitt zu digitalen Mündlichen Prüfungen oder Nutzung von künstlicher Intelligenz im Unterricht – wer sich im Bereich der digitalen Kompetenzen weiterbilden möchte, wird bei dem Angebot der Zukunft Digitale Schule sicherlich fündig.


Quellen:
Kultusministerkonferenz: Kompetenzen in der digitalen Welt, Jahresbericht Bildung in der digitalen Welt
Nationaler Bildungsbericht: Bildung in Deutschland 2022

Grafik: Europäische Kommission – Digitale Kompetenz Lehrender / Digital Competence Framework for Educators (DigCompEdu)