Lehrerfortbildung – und danach? 

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Johanna Yoon
05.06.2023

Durch die richtige Nachbereitung zum Erfolg

Wer kennt es nicht: Man hat sich intensiv mit einem Thema beschäftigt, richtig viel dazugelernt, ist ganz begeistert davon und fühlt sich neu inspiriert. Der Tatendrang ist in solchen Momenten oft so groß, dass man es gar nicht abwarten kann, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Dann aber holt der Alltag einen ein, der einst feurige Elan erlischt langsam aber sicher, und ehe man sich versieht, befindet man sich zurück in alten Mustern, als wäre nichts gewesen.

Dieses menschliche Verhaltensmuster des Lernens und Wieder-Vergessens lässt sich nicht nur bei Lehrkräften, sondern in verschiedenen Kontexten und Berufsfeldern beobachten, und kann ein ernstes Hindernis für den Fortschritt darstellen. Gerade im Lehrer:innenberuf, bei dem die Qualität der Lehre stark davon abhängt, wie sehr sich die Lehrkraft um eine stetige Weiterbildung bemüht, wird es daher unbedingt erforderlich, dass man sich damit beschäftigt, wie man wichtige Inhalte nicht nur aufnehmen, sondern auch behalten, und sich schließlich zu eigen machen kann. Daher sind wir der Meinung, dass die richtige Nachbereitung einer Lehrerfortbildung nicht nur eine nette Option, sondern unbedingt notwendig ist, um den größtmöglichen Gewinn daraus zu erzielen.

Um zu vermeiden, dass Du Fortbildungen besuchst, die am Ende gar keinen Mehrwert für Dich haben, weil Du alles wieder vergessen hast, und um Dich dazu zu motivieren, die entscheidende Zeit nach einem Fortbildungsbesuch sinnvoll zu nutzen, haben wir Dir in diesem Artikel einige Methoden für eine gute Nachbereitung zusammengestellt.

Unterscheidung von Lehrerfortbildungen

Bevor wir zu diesen kommen, sollten wir allerdings noch einmal klären, welche Arten von Lehrerfortbildungen es eigentlich gibt. Während sich das Angebot der spezifischen Anbieter und Kurse von Bundesland zu Bundesland unterscheidet, kann man für einen groben Überblick zwischen den klassischen Präsenz– und den mittlerweile weit verbreiteten und sogar noch häufiger genutzten Online-Fortbildungen unterscheiden. Letztere lassen sich wiederum in synchrone und asynchrone Kurse einteilen. Im Idealfall sollten Lehrer:innen regelmäßig durch die jeweils passenden Weiter- und Fortbildungen unterstützt werden, da die Herausforderungen von Klasse zu Klasse und von Schüler:in zu Schüler:in sehr unterschiedlich sein können, und eine gute Lehrkraft im Stande sein sollte, auf unterschiedliche Bedürfnisse einzugehen.

Wie funktioniert gute Nachbereitung?

Sichten des Materials

Zunächst einmal kannst Du damit beginnen, jegliche Notizen, Handouts oder andere Materialien, die Du von den Lehrerfortbildungen aufbewahrt hast, herauszukramen. Indem Du diese noch einmal durchgehst, kannst Du Dein Verständnis von neuen Konzepten, die Du kennengelernt hast, vertiefen. Das alleine wird schon dabei helfen, dein Gedächtnis wieder aufzufrischen.

Einplanen von Zeit

Nachbereitung macht, wie viele andere Aufgaben, oft erst dann Spaß, sobald man damit anfängt. Bis dahin werden Dir Dinge, die gerade wichtiger erscheinen, wahrscheinlich nicht ausgehen. Daher ist es wichtig, sich eine feste Zeit einzuplanen, in der Du Dir fest vornimmst, regelmäßig durch Deine Fortbildungsinhalte zu schauen. Ein Lernplan kann helfen, den Überblick darüber zu behalten, was du schon geschafft hast und was noch wiederholt werden muss.

Ordnen nach Relevanz

Manchmal kann die Fülle an Konzepten und Themen auch erschlagend sein. Stelle heraus, welche Inhalte der Lehrerfortbildungen, die du besucht hast, grundlegend relevant sind. Konzentriere Dich zunächst darauf, diese zu verstehen, bevor Du Dich in Details verlierst.

Inanspruchnahme der Lernressourcen

Um dein Lernerlebnis auf das nächste Level zu bringen, empfehlen wir Dir, eine Vielfalt von Ressourcen zu nutzen, wie z. B. Bücher, Artikel, (seriöse) Websites oder Videos, die das Thema behandeln. Achte jedoch darauf, dabei nicht in ein endloses “Input-Loch” zu fallen, sondern investiere mehr Zeit darin, Informationen in Deinen eigenen Worten zusammenzufassen, sodass Du diese später tatsächlich noch wiedergeben kannst.

Aufsuchen von Kolleg:innen

Ein Aspekt der Nachbereitung, den viele Lehrkräfte unterschätzen oder gar übersehen, ist der Austausch mit dem Kollegium und Lehrkräften von anderen Schulen. Gerade wenn Dir gewisse Inhalte durch die Fortbildung nicht ganz klar geworden sind, ist es von großer Hilfe das Gespräch zu den Referent:innen oder Kolleg:innen, die die Fortbildung auch besucht haben, aufzusuchen und offene Fragen gemeinsam zu diskutieren.

Praktizieren von Wissen

Solange etwas nur in der Theorie bleibt und nie umgesetzt wird, kann der Lernerfolg und vor allem das Erfolgserlebnis nicht eintreten. Daher legen wir Dir nahe, das Gelernte selbst zu erproben, indem Du eigene Unterrichtspläne entwirfst, Lehrmaterial erstellst oder Aktivitäten planst, in denen Du Dein neu erworbenes Wissen einbauen kannst. Indem Du Dein Wissen anwendest, kannst Du Dein Verständnis darüber vertiefen und Du wächst zudem in der Fähigkeit, theoretisches Wissen auf praktische Situationen zu beziehen.

Beitreten in Netzwerken und Gemeinschaften

Dieser Schritt ist kein „Must“, aber ein ziemlich schönes „Nice-to-Have“! Sich in Online-Foren, Gruppen der Sozialen Medien oder professionellen Verbänden Deines Fachgebiets zu beteiligen, kann eine wertvolle Form von Austausch darstellen, bei der man Ideen, Ressourcen und neue Einsichten miteinander teilt, die über den eigenen Tellerrand hinausragen.

Reflektieren und sich selbst einschätzen

Um Deinen Fortschritt nachverfolgen zu können, solltest Du regelmäßig reflektieren und Deinen Lernprozess selbst einschätzen. Dies kannst Du tun, indem Du die Bereiche, in denen Du Dich sicher fühlst, und die Bereiche, die Wiederholungsbedarf haben, zunächst einmal identifizierst. Daran orientierend kannst Du Deinen Lernplan anpassen, sodass jegliche Wissenslücken geschlossen werden.

Diese Auflistung von Dingen, die Du für eine gute Nachbereitung beachten kannst, sind keine Checkliste, die Du abhaken musst. Vielmehr ist es eine Sammlung von Ideen, die Dich hoffentlich inspirieren oder Dir den Schritt zur Umsetzung vereinfachen. 

Fazit

Abschließend kann man sagen: „Learning is a lifelong journey.“ Die Nachbereitung von Lehrerfortbildungen ist ein kontinuierlicher Prozess. Das hört sich im Hinblick auf die Mengen an Arbeit, die sowieso schon anstehen, wahrscheinlich nicht verlockend und sogar unrealistisch an. Jedoch gibt es, wie Du in diesem Artikel alleine schon siehst, verschiedene Wege zu lernen und vielleicht findest auch Du ein, zwei Methoden, mit denen Du gut zurechtkommst.  Wir ermutigen Dich dazu, diese Methoden regelmäßig anzuwenden, um Dein Wissen zu verfestigen und Deine Kompetenz als Lehrkraft stetig zu verbessern.


Quellen:
Lehrer-News.de
Deutsches-Schulportal.de